Echo
Schwarzwälder-Bote, 26.02.2017, von Bettina Bausch
Jazz am Schießberg wird künftig von Verein getragen
Calw. Aufbruchstimmung bei der Veranstaltungsreihe "Jazz am Schießberg", die bisher von einem losen Zusammenschluss organisiert wurde: Die Verantwortlichen haben einen Akzent gesetzt und einen Verein aus der Taufe gehoben. Der Calwer Urs Johnen ist Vorsitzender, die Stammheimerin Sybille Körholz seine Stellvertreterin.
Erste Versammlung
"Im April haben wir im Landratsamt unsere erste Mitgliederversammlung", kündigte Johnen an. Von einem eingetragenen Verein könnten nun auch Spendenbescheinigungen ausgestellt werden. Dadurch erhoffen sich die Jazzfreunde eine kontinuierliche Unterstützung. Johnen freute sich zudem darüber, dass im Raum Calw die Jazzmusik nun noch mehr von der Stadt Calw sowie dem Landkreis mit der Initiative "Stadt, Land,Kultur" unterstützt wird.
"Wir brauchen Unterstützung auf allen Ebenen", so Johnen, der auch Geschäftsführer der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) ist. Er setzt sich in dieser Funktion bundesweit für die Belange der Jazzmusiker ein.
Zum zehnjährigen Bestehen der Veranstaltungsreihe hatten sich die frischgebackenen Vereinsmitglieder und vielen anderen ein besonderes Geschenk gemacht, in dem sie das renommierte Gismo Graf Trio nach Calw einluden. Das erst 24-jährige Nachwuchstalent Gismo Graf gilt als Shooting Star der Gipsy-Swing-Jazz-Szene. Er eifert seinem großen Vorbild, dem legendären Django Reinhardt nach, der wie er ebenfalls Sinti war. Reinhardt hat den europäischen Jazz revolutioniert. Er kreierte aus dem New Orleans-Jazz der 1920er-Jahre, dem französischen Walzer und der stimmungsvollen Roma-Musik einen beeindruckenden neuen Musikstil, den sogenannten "Zigeuner- oder Gypsy Swing".
Kometenhafter Aufstieg
Zum ersten Mal fand der Jazzabend im Saal der Calwer Musikschule statt. Die aus Stuttgart stammende Formation spielte in der Besetzung zwei Gitarren (Vater Joschi Graf mit Sohn Gismo Graf), Bass (Davide Petrocca) sowie Gesang (Cheyenne Graf). Neben ausgewählten Eigenkompositionen des jungen Gismo wurden auch Titel der jüngsten CD der Formation sowie bekannte, eingängige Jazzstandards präsentiert.
Schnell wurde deutlich, warum der junge Spitzengitarrist mit seinem Team einen so kometenhaften Aufstieg hingelegt hat. Er spielt die Gitarre mit ungewöhnlicher Virtuo- sität und benötigt dabei keinerlei Noten. "Bei der Roma- Musik ist es Tradition, dass man keine Noten lernt, sondern alles auswendig spielt", so Vater Joschi Graf. Besonders gut kamen die Stücke an, bei denen Cheyenne Graf mit gefühlvoll-warmer Stimme sang. Für die zahlreichen Musikfreunde war dieser Konzertabend ein unvergessliches Erlebnis. Sie spendeten lange anhaltenden, begeisterten Beifall.