Nazir & Monir Aziz feat. Oliver Potratz am 30.06.2017
Radio Kabul
Nazir Aziz, Sitar
Monir Aziz, Tabla
Oliver Potratz, Bass
Das Deutsch-Afghanische Trio zelebriert die Blüte afghanischer Musik in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, als Minirock und Plattenläden in Kabul ebenso selbstverständlich waren, wie tägliche Auftritte berühmter Sängerinnen und Sänger im Radio Kabul. Mit großer Liebe und Hingabe zur Musik schufen die Meistermusiker an der Seidenstraße unter geschmackvoller Einbindung der verschiedensten Einflüsse, die sie ihnen brachte, einen wunderbaren spirituellen und begeisternd ergreifenden Musikstil, der in diesem Konzert erlebbar wird.
Die ursprünglich aus Afghanistan stammenden Musiker Nasir und Monir Aziz, Söhne eines berühmten Musikers aus dem Radiosender, verbinden in diesem Trio mit dem in Klassik und Jazz gleichermaßen beheimateten Bassisten Oliver Potratz ihre mitreißende traditionelle und klassische afghanische Musik mit westlichen Impulsen, in der sich Arrangiertes mit Traditionellem und Modernem in improvisatorischen Momenten spannend verbindet.
Ihre Musik zeigt, wie wunderbar sich die Kulturen treffen und gegenseitig bereichern können, ohne ihre eigene Identität preiszugeben. Sie gibt neben dem klanglichen Genuss bezaubernder Gewürze aus dem Schmelztiegel des Orient große Hoffnung für die allgegenwärtigen Herausforderungen unserer bewegten Zeit und zeigt wie schön und einfach die Lösung aussehen kann!
Die Brüder Nasir und Monir Aziz,
zwei der besten Musiker Afghanistans, wachsen inmitten der Kriegswirren der 1980er Jahre von Kabul auf.
Bereits in frühester Jugend werden sie durch ihren Vater, Rundfunkdirektor von Kabul, an die Musik herangeführt und von ihm an der Tambur unterrichtet. Nasir beginnt als Jugendlicher bei dem großen afghanischen Meister Ustad Ehsan Irfan seine Ausbildung an der Sitar. Sein Bruder Monir erhält Unterricht an der Tabla bei Ustad Nasim. Bereits als 14-Jähriger ist Nasir im Musikressort des Radio Kabul tätig; sowohl als Arrangeur als auch als Solointerpret.
Während der Talibanherrschaft ist es nicht nur streng verboten, sondern vielmehr lebensgefährlich, Musik zu machen. Trotzdem wollen Nasir und Monir Aziz ihr Ziel, die Musik als Friedensbotschaft einzusetzen, nicht aufgeben. Sie üben heimlich im schalldichten Keller, die Saiten der Sitar und die Felle der Tabla mit Taschentüchern umwickelt, um verräterische laute Töne zu vermeiden; unter widrigsten Umständen, ständig in Angst vor Entdeckung. Nebenbei machen die Brüder ihren Abschluss an der Abdul Hadi Dawi High School.
Als 18jähriger folgt Nasir seinem Sitarlehrer, der sich bereits zu Anfang der Besetzung durch die Taliban aus Afghanistan abgesetzt hat, nach Pakistan. Sein Bruder Monir begleitet ihn. Sie bleiben vier Jahre dort, lassen sich weiter im Sitar- und Tablaspiel ausbilden und geben selbst Unterricht.
Als die dunklen Schatten des Taliban-Regimes verschwinden, kehren die Brüder zurück nach Afghanistan. 2002 unterrichtet Nasir an der Farabi Music Association Kabul; ebenfalls ein Semester an der Fakultät der schönen Künste. Auch für ein japanisches Projekt gibt er im Jahr 2002 sechs Monate lang an der Hawa Music Association einen Musikkurs, eine Spende der Demokratischen Partei Japans.
2002 bis 2006 ist er zusätzlich als Musiker tätig für die Nationale Rundfunk- und Fernsehanstalt von Afghanistan. Zwischendurch hat er verschiedene Konzerttourneen und Fernsehauftritte. Gemeinsam mit seinem Bruder Monir Aziz tritt er in vielen Ländern auf; wie z.B. Usbekistan, Deutschland, Großbritannien, Tadschikistan, Russland, Frankreich, Niederlande, Indien, Kaukasus, etc.
2006 gehen die Brüder nach Indien. Nasir wird Schüler von Ustad Shahid Parvez, einem der begnadetsten Sitarspieler Indiens und Angehöriger von Etawah Gharana, auch bekannt als Imdadkhani Gharana. Monir findet in Ustad Manjo Khan und Ustad Sabir Khan zwei Meister, die ihn weiter an der Tabla unterrichten.
2007 bekommt Nasir aufgrund seines herausragenden Talents vom indischen Konsulat ein 4-jähriges Stipendium fur Ghandahar Mahavidyalaya in Neu-Delhi, um dort klassische nordindische Musik zu studieren.
Seit 2012 ist Deutschland die Heimat von Nasir und Monir Aziz.
Oliver Potratz,
Jahrgang 1973, begann seine Karriere als Geiger und E-Bassist.
Mit 20 fing er an, Kontrabass zu spielen, und bestand ein Jahr später die Aufnahmeprüfung an der UdK Berlin. Dort studierte er sowohl Klassik als auch Jazz. Das Klassik-Orchesterdiplom absolvierte er mit der Note sehr gut, das Jazzstudium beendete er mit dem Master of Arts (Jazz/Composition) summa cum laude.
Während des Klassik-Studiums wurde er Stipendiat der Yehudi Menuhin Stiftung. Noch vor Ende seines Studiums unterrichtete er an der UdK Klassik für Jazzstudenten. Seit dem Studium arbeitet er in verschiedenen Musikbereichen. So spielte er auf zahlreichen internationalen Jazzfestivals ebenso, wie als Solist mit renommierten klassischen Orchestern und auf Tangobühnen.
Seine Arbeit als Bassist ist auf über 40 CDs zu hören. Im Jahr 2008 gewann er mit der Band "Klima Kalima" den Neuen Deutschen Jazzpreis, im folgenden Jahr belegte er mit dem Carsten Daerr Trio den zweiten Platz.
2015 erhielt er ein Stipendium des Berliner Senats.
Die Musik brachte ihn auf zahlreichen Tourneen in mehr als 50 Länder auf 5 Kontinenten. Er arbeitet und arbeitete mit Musikern wie Kalle Kalima, Oliver Steidle, Christian Lillinger, Christopher Dell, Johannes Lauer, Christoph Lauer, John Schröder, Daniel Erdmann, Carsten Daerr, Tomasz Stanko, David Friedman, Frank Gratkowski, Mathias Schubert, Philipp Gropper, Claudio Puntin, Gebhard Ullmann, Hans Lüdemann, Gitte Haenning, Ronnie Graupe, M.Rostropovich, Kudsi Ergüner, Rolando Villazon, Tim Fischer, Wencke Myhre, Rolf Kühn, Jiggs Whigham und anderen bekannten Musikern der deutschen Jazzszene zusammen.
Seit Anfang 2016 leitet er das Deutsch-Afghanische Musikprojekt Safar der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar.
Karten gibt es im Vorverkauf bei der Stadtinformation Calw und bei allen an das Ticketingsystem "Reservix" angeschlossenen Vorverkaufsstellen in der Region
Karten an der Abendkasse zu 14 € / ermäßigt 10 € / Unterstützer 18 €
Schüler erhalten freien Eintritt
Einlass 19.30 Uhr